An der Wahlsburg, einem Berg zwischen Vernawahlshausen und Lippoldsberg, auf dessen Gipfel noch Reste einer alten Burg zu finden sind, geht eine weiße Jungfrau umher.
Einst ging ein Mann aus dem Dorfe vorbei, da hörte er eine Frauenstimme, die ihn zu sich rief. Er folgte dieser Stimme und fand bald eine wunderschöne Blume. Er pflückte sie ab, ging weiter und kam vor eine Tür im Berge. Die Tür tat sich vor ihm auf, so dass er eintreten konnte. Da fand er Geldstücke und Kostbarkeiten aller Art in Hülle und Fülle vor. Hastig legte er die Blume aus der Hand und steckte sich die Taschen voll. Da hörte er wieder eine Stimme rufen: „Vergiss das Beste nicht!“ Nun steckte er noch mehr Kostbarkeiten ein. Abermals ertönte die Stimme: „Vergiss das Beste nicht!“
Weil er nun der Meinung war, das Beste eingesackt zu haben, ging er hinaus. Die Blume ließ er liegen. Genau in diesem Moment, in dem er aus Berg hinaustrat, schlug die Tür hinter ihm zu – und ihm beide Hacken ab.
(Georg Schambach/Wilhelm Müller (Hg.): Niedersächsische Sagen und Märchen, Stuttgart 1948.)

