Ausstellung

„ Lebenswege unterm Hakenkreuz Täter, Opfer, Gegner in Lippoldsberg“

Ausstellung Lebenswege

wird gut angenommen und sie wurde schon gut besucht. Es werden noch Erweiterungen vorgenommen.

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Ansprechpartner:
Heino Herbold
Tel. : 05572-1534


Erfolge in der Wirtschaftskrise

Lippoldsberger Nationalsozialisten

Der Siegeszug der NSDAP begann in Lippoldsberg und in vielen Nachbarorten mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise. Betriebsstilllegungen und Arbeitslosigkeit waren bald auch im Wesertal zu spüren und verunsicherten alle Schichten der Bevölkerung. Mit Aufmärschen und Kundgebungen, die sich vor allem gegen jüdische Viehhändler richteten, fand die Partei Hitlers bei zahlreichen Kleinbauern Gehör. Bereits bei den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 stimmten in Lippoldsberg 42% der Wählerinnen und Wähler für die Nazis, die zur weitaus stärksten Partei des Dorfes aufstiegen. Landwirte, Kaufleute, Handwerker und Arbeiter gründeten 1931 eine NSDAP-Ortsgruppe und ein „Sturm“ der SA. Viele von ihnen kamen aus dem Krieger-Verein.

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Kameradschaft und Geselligkeit

Der Evangelische Arbeiter-Verein

Dem 1890 von Pfarrer Schenkheld gegründete „Evangelische Arbeiterverein Lippoldsberg“ gehörten Arbeiter und Handwerker sowie einige Kaufleute an. Nach ihren Statuten wollte die Vereinigung Kameradschaft und Geselligkeit „im Geiste christlich evangelischer Weltanschauung“ pflegen. In den 1920er Jahren emanzipierte sich der Verein von der kirchlichen Vormundschaft und erlebte eine erste Blütezeit. Der mit großem Aufwand gefeierte „Arbeiterball“ wurde das gesellige Ereignis des Winters. Schwänke und Komödien, welche die Mitglieder im Gasthaus Capelle aufführten, sorgten für volle Säle und besserten die Finanzen auf. Der besondere Stolz des Vereins war seine um 1925 gegründete Kapelle, die auch in den Nachbarorten Konzerte gab und zum Tanze aufspielte.

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Die „Gleichschaltung‘‘ des Festlebens

Die Auflösung eines Arbeitervereins

Das Nazi-Regime versucht auch in Lippoldsberg das Festleben und die Dorfvereine unter seine Kontrolle zu bringen. Nachdem sich der Krieger-Verein freiwillig in die NS-Dorfgemeinschaft integriert hatte und der Turn- und der Sportverein durch HU- und SA-Aktivitäten an Bedeutung eingebüßt hatte, begehrte der Evangelische Arbeiter-Verein 1935/36 gegen seine „Gleichschaltung“ auf. Obwohl etliche von ihnen der SA angehörten, widersetzten sich die meisten Mitglieder einer Integration in das dichte Netz der braunen Organisationen. Die Behörden lösten deshalb 1936 den Verein auf. Sein Vermögen und die Fahne wurde eingezogen. Dass die mühsam ersparten Instrumente der „Arbeiterkapelle“ von der SA übernommen wurden, führte im Dorf zu großem Unmut.

Alles wurde beschlagnahmt.

Der damalige Vorsitzende sagte: „Wir müssen uns gleichschalten.“ Wir haben das nicht verstanden. Gleichschalten? Wir tun doch keinem Menschen was. Wir sind doch nicht politisch. Ja, dann müssen wir sagen: Wir sind ein Musikverein. Aber sie hatten kein Gehör dafür Da hieß es auf einmal: Der Verein ist aufgelöst! Die Sachen sind alle beschlagnahmt worden, die Fahne, die Statuten, alles. Da standen wir hinterher vor dem nichts.

Wilhelm Fricke


Arbeiter, Musiker, NS-Gegner

Wilhelm Fricke

Wilhelm Fricke (1905-1991) war 1933 das letzte SPD-Mitglied in Lippoldsberg. Der selbstbewusste Arbeiterbauer, der lange Zeit in der Bodenfelder Holzkohlefabrik beschäftigt war, engagierte sich mehrere Jahrzehnte im Arbeiterverein, wo er sich als Musikant und Schauspieler einen Namen machte. 1935 organisierte er den Widerstand gegen die Gleichschaltung seines Vereins. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete „Klingelfricke“ lange Zeit als „Gemeindediener“ in seinem Heimatdorf und bekämpfte den politischen Einfluss der alten Nazis. Er gehörte zu den Männern, welche den Arbeitsverein und den SPD-Ortsverein in Lippoldsberg 1946/47 wieder ins Leben riefen. Beim großen Jubiläumsfest des Arbeitervereins 1950 war er Vorsitzender des Festkomitees.

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Karl Gerland

Der Gauleiter aus Gottsbüren

1905: Geboren als Sohn eines Gastwirtes und Kaufmannes in Gottsbüren im Reinhardswald.

1923-28: Maschinenbau-Studium an der Technischen Hochschule Hannover.

1929: Eintritt in die NSDAP.

1930: Kreisleiter der NSDAP Hofgeismar.

1932: Propagandaleiter der NSDAP im Gau Hessen-Nassau.

1934: Amtsleiter bei Rudolf Hess.

1936: Mitglied des Reichstages.

1937: Eintritt in die SS. Hauptsturmführer beim SS-Hauptamt.

1938: Stellvertretender Gauleiter der NSDAP Niederdonau.

1940: Teilnahme am „Westfeldzug“. Verwundung.

1943: Kommissarischer Gauleiter der NSDAP Kurhessen.

1944: SS-Gruppenführer.

1944: Gauleiter der NSDAP Kurhessen. Oberpräsident der Provinz Kurhessen.

1945: Flucht vor den amerikanischen Truppen nach Berlin.

Am 21. April 1943 vermisst bei Frankfurt/Oder.


Karl Gerland

Der Stratege

Motor und Herold der NS-Bewegung im Kreis Hofgeismar war zwischen 1929 und 1933 Karl Gerland aus Gottsbüren. Seit 1930 organisierte der Maschinenbau-Ingenieur Aufmärsche und Kundgebungen in Nordhessen und führte die Nazis zu großen Wahlerfolgen. So erzielte die NSDAP im Kreis Hofgeismar bereits bei den Reichstagswahlen vom Juli 1932 ca. 53% der abgegebenen Stimmen. Ab 1933 machte Gerland in der Partei und in der SS Karriere. Von 1934 bis 1938 arbeitete er als Amtsleiter bei Rudolf Hess. Als stellvertretender Gauleiter Niederdonau forderte er 1942 die Zwangssterilisation von Roma. 1944 wurde er zum Gauleiter von Kurhessen ernannt. Karl Gerland starb wahrscheinlich im April 1945 als Soldat. Nach dem Zweiten Weltkrieg genoss er in seiner Heimat weiterhin ein hohes Ansehen.

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Wilhelm Henne

Der Prophet

Der Tischler Wilhelm Henne (1905-1984) aus Vernawahlshausen arbeitete nach Lehre und Wanderschaft in den Uslarer Ilse-Werken. Er engagierte sich im Holzarbeiter-Verband, kickte im Arbeiterclub VfB und sang im Arbeiter-Gesangverein. Am Vorabend der Reichstagswahlen vom 5. März 1933 spannte er ein Transparent über eine Straßenkreuzung, das am nächsten Morgen für Aufsehen sorgte. „Wer Nazis wählt, wählt den Krieg!“, hatte Henne prophezeit. Für diese Prognose musste der Sozialdemokrat schwer büßen. In der Nacht vom 5. auf den 6. März verhafteten ihn SA-Leute und brachten ihn in eine Oedelsheimer Gastwirtschaft. In deren Keller zogen sie Henne einen Sack über den Kopf und prügelten ihn arbeitsunfähig. An den Folgen dieser Misshandlungen hatte Wilhelm Henne sein Leben lang zu leiden.

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Hermann Steinhaus

Das Leben eines Ortsgruppenleiters

Der Arbeiter Hermann Steinhaus (1894-1958) galt ca. zehn Jahre lang als Wortführer der Lippoldsberger Nationalsozialisten. Im Ersten Weltkrieg wurde aus dem SPD-Sympathisanten ein Nationalist. Am 1. Dezember 1925 trat Steinhaus der Oedelsheimer NSDAP bei. 1931 war er Mitbegründer der Lippoldsberger Ortsgruppe und deren erster Leiter. Als Mitglied des Arbeiter-Vereins und des Kriegervereins war Steinhaus gut im Dorfleben vernetzt. Er war ein gemäßigter Nazi, der Übergriffe auf politische Gegner und Juden ablehnte. 1938 trat Steinhaus als Leiter der NSDAP-Ortsgruppe zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte er fast zwei Jahre in einem Arbeitslager der Alliierten in politischer Haft. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er 1948 als „minderbelastet“ eingestuft.


Karl Merz

Ein SS-Führer auf dem Dorf

Der Maler Karl Merz (1892-1961), NSDAP-Mitglied seit 1931, schloss sich 1932 der SS an. Dank seiner Beziehungen profitierte der selbständige Handwerksmeister in besonderem Maße vom Bau des Paraxolwerks. Merz und der ihm befehligte SS-Sturm verstanden sich als Dorfpolizei und konkurrierten mit NSDAP, SA und Bürgermeister. Während Bürgermeister Blume und die Ortsgruppenleiter Steinhaus und Mazet eher auf Ausgleich bedacht waren, trat Merz stets für ein hartes Durchgreifen gegen politischer Abweichler ein. So betrieb die SS die Ablösung von Hauptlehrer Adamy und Strafaktionen gegen die Dissidenten Wilhelm Spormann und Friedrich Remhof. In seinem Entnazifizierungsverfahren zeigte Karl Merz wenig Reue. Als „Aktivist“ des NS-Regimes musste er drei Jahre in einem Arbeitslager büßen.

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Dorfgemeinschaft im Dritten Reich

Die Ausgrenzung von „Gemeinschaftsfremd‘‘

Der „Volksgemeinschaft“ kam im „Dritten Reich“ ein zentraler Stellenwert zu. Volksgemeinschaft bedeutete, dass Millionen Menschen von den NS-Massenorganisationen erfasst und an deren Veranstaltungen teilnehmen mussten. Volksgemeinschaft bedeutete auch in Lippoldsberg soziale Kontrolle aller Menschen und eine Ausgrenzung von „Gemeinschaftsfremden“: von Juden, Sinti und Roma, von politischen Gegnern und von behinderten Menschen. Oft gerieten diese Frauen und Männer durch Verleumdungen in das Fadenkreuz der Polizei. Die im Sommer 1938 im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ inhaftierten ca. 10.000 Menschen wurden in verschiedene Konzentrationslager verbracht. Einer von ihnen war Walter Risch.

Zeitung: Lippoldsberg. Am vergangenen Sonntag fand im großen Saale des Gasthauses „Zum Anker“, der die Menge der Erschienenen kaum zu fassen vermocht, auf Veranlassung der Brigade 47 Kassel ein Konzert statt. Das Konzert wurde ausgeführt vom Musikzug der Standarte 88 Kassel in Verbindung mit dem Spielmannszug unseres Sturmbannes 11/228. Die Leitung des Abends lag in den Händen des bewährten Musikreferenten der Brigade 47 Kassel, Obersturmführer Hoppe und des Spielmannszugführers Herbold 11/228. Eine Reichhaltige Vortragsfolge wurde dargeboten. Die Reihe der Darbietungen wurde eröffnet mit dem Lieblingsmarsch unseres Führers, dem „Badenweiler-March“ von Fürst. Schneidig gespielte Märsche wechselten ab mit wirkungsvollen Opernmelodien. Erwähnt sei „Der Zug der Frauen zum Münster“aus „Lohengrin“ von Richard Wagner, der besonders musikalisch sauber zu Gehör gebracht wurde. Den Höhepunkt und Abschluss des Abends bildete der große Zapfenstreich mit Retraite. Der Solo-Tambour war ein 18 jähriger SA-Mann, der Sohn des Spielmannszugführers Herbold. Alle Achtung! Die Darbietungen bewiesen hervorragende Musikalität und diszipliniertes Können. Der starke Beifall, der allen Darbietungen zuteil wurde und manche Zugabe erzwang, war wohlverdient. Das Konzert war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg.

Hofgeismarer Zeitung 7.2.1934


Walter Risch

Der Rebell

Walter Risch (1919-1943) war der Sohn des Drechslermeisters Gottlieb Risch. In der Lippoldsberger Volksschule fiel er durch Eigensinn und Intelligenz auf und galt bald als Querulant. In der Hitler-Jugend schwänzte der leidenschaftliche Fußballer gelegentlich den Dienst und opponierte auch gegen Befehle seines Gefolgschaftsführers. Der Reich-Arbeitsdienst katalogisierte Risch als „politisch unzuverlässig“. Als er außerdem seine kaufmännische Lehre in der Lippoldsberger Buchhandlung Ullrich abbrach, nahm ihn Ortspolizist Krause am 10.6.1938 als ,,berufslose arbeitsscheue Person“ fest. Nach drei Monaten im KZ Sachsenhausen wurde der „Vorbeugehäftling“, dem keine Straftat nachgewiesen werden konnte, wieder freigelassen. Walter Risch starb am 4.9.1941 als Soldat in Russland.

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Walter Risch

Die „Aktion Arbeitsscheu Reich“

Die im Sommer 1938 als „arbeitsscheu“ verhafteten Frauen und Männer wurden in die Konzentrationslager Flossenburg, Mauthausen, Neuengamme und Sachsenhausen verbraucht. Ein Grund für diese Maßnahme war, dass die Regierung Baumaterial für ihre gigantischen Bauprojekte benötigte. In Sachsenhausen zum Beispiel brannten die Gefangenen Ziegelsteine. Eine anderer Grund war, dass die Verfolgung von Angehörigen einer „Randgruppe“ auf alle „Volksgenossen“ eine abschreckende Wirkung haben sollte. Für die Lippoldsberger Nazis war die „Aktion Arbeitsscheu“ eine willkommene Gelegenheit gegen einen Außenseiter vorzugehen. Bürgermeister Blume war der einzige Dorfbewohner, der sich für Walter Risch einsetzte.

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Nicht geheim und nicht frei

Wahlen in der Nazi-Diktatur

Volksabstimmungen und Wahlen waren in der NS-Diktatur weder frei noch geheim. Die Wahlberechtigten konnten auch nicht zwischen alternativen Kandidaten oder Listen auswählen. Als z.B. die Vaaker Arbeiter Heinrich Musmann und August Hönack bei der Volksabstimmung vom 19.8.1943 mit „Nein“ stimmten, wurden sie in Haft genommen. Am 29. März 1936 fanden zum zweiten Male „Reichstagswahlen“ im „Dritten Reich“ statt. Hitler wollte sich nach dem Einmarsch deutscher Truppen im Rheinland seine Politik von der Bevölkerung bestätigen lassen. Mit einem „Ja“ konnte man für den „Führer“ stimmen, mit einem „Nein“ dagegen. In Hessen-Nassau wagten nur 1,1% der Wähler „Nein“ anzukreuzen. In Lippoldsberg votierten von 802 Wählerinnen und Wählern 801 für Hitler.


Friedrich Remhof

Der Neinsager

Friedrich Remhof (1895-1963) verdiente wie sein Vater Karl sein Brot in den Sandsteinbrüchen des Wesertals. Der wegen seiner Hilfsbereitschaft beliebte Junggeselle galt in Lippoldsberg als eigensinnig. Manche hielten ihn für einen Kommunisten, andere für einen frommen Bibelforscher. Den Hitlergruß verweigerte Remhof grundsätzlich. An den Reichstagswahlen vom 29. März 1936 wollte er zunächst nicht teilnehmen. Als ihn SS-Leute ins Wahllokal brachten, kreuzte er auf seinem gekennzeichneten Wahlschein das „Nein“ an. Daraufhin wurde er von SS-Leuten misshandelt. Auf seinem Nachhauseweg lauerten ihm junge Männer an der Schwülmebrücke auf und verprügelten ihn erneut.

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Friedrich Remhof

Der Dissident

Wer sich außerhalb der Volksgemeinschaft stellte, konnte schnell zum Volksfeind werden. In Lippoldsberg sahen die örtlichen Machthaber in Remhofs Nein-Stimme die Provokation eines Außenseiters, der das einhundertprozentige Bekenntnis des Dorfes zum „Führer“ verhindert hatte. Die meisten Dorfbewohner waren über den Terror der SS- und SA-Leuten empört, wagten aber nicht dagegen aufzubegehren. Allein der Schriftsteller Hans Grimm beschwerte sich in – folgenlosen – Briefen an den Innenminister und den Justizminister über die Misshandlung und Ausgrenzung des Steinhauers. Die Deutsche Arbeitsfront setzte eine Entlassung Remhofs bei dessen Arbeitgeber durch. Angebote Grimms, den Dissidenten für den Ausbau von Dorfwegen zu bezahlen, nahm die Gemeinde nicht an.

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Widerstand hinter Stacheldraht ?

Nationalkomitee Freies Deutschland

Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ (NKFD) war eine im Sommer 1943 von der UdSSR gegründete Sammlungsbewegung deutscher kriegsgefangener Soldaten und kommunistischer Emigranten. Nach der Schlacht von Stalingrad wollte das bis zu 2000 Mitglieder zählende NKFD durch Flugblätter, Zeitungen und Rundfunksendungen deutsche Frontsoldaten und Kriegsgefangene über den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes aufklären. Die Resonanz dieser Aktivitäten blieb allerdings schwach. Nach Kriegsende wurde das Komitee aufgelöst. Während „antifaschistische“ Offiziere wie Gustav Siemon in die DDR zurückkehrten und oft wichtige Funktionen in der Armee, in der Politik und in der Verwaltung übernahmen, wurden weniger zuverlässige Soldaten in Gefangenenlager abgeschoben.


Gustav Siemon

Lippoldsberg – Krasnogorsk – Berlin

1918: Geburt in Lippoldsberg. Eltern: Emilie und Konrad Siemon.

1924-1932: Volksschule in Lippoldsberg.

1932-1936: Lehre und Arbeit als Buchhändler.

1935: Flieger-HJ Kassel; Segelflieger auf dem Dörnberg.

1936: Als Freiwilliger zur Luftwaffe.

1939-1942: Flugzeugführer (zuletzt Oberleutnant).

1942-1945: Kriegsgefangener in der UdSSR.

1943: Mitbegründer des “Bund Deutscher Offiziere“ und des „Nationalkomitees Freies Deutschland“.

1944: Antifa-Schule in Krasnogorsk.

1945: Rückkehr nach Deutschland; Mitglied der KPD; Arbeit in der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern.

1948: Mitbegründer und führendes Mitglied der „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (NDPD).

1948-1989: Mitglied des Hauptausschusses der NPDP. 

Redakteur und führender Funktionär dieser Partei.

1949-1974: Mitglied der Volkskammer der DDR.

1950-1952: NPDP-Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern.

1972-1985: Bezirks-Vorsitzender der NPDP in Cottbus.

2011: In Berlin verstorben.

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Gustav Siemon

Der Überläufer

Der gelernte Buchhändler meldete sich im Alter von 18 Jahren freiwillig zur Luftwaffe, wo er in den Kriegsjahren als Flugzeugführer und Fernaufklärer wirkte. Am 6. Dezember 1942 wurde seine Junkers Ju88 D-1 über Jeletz abgeschossen. Siemon geriet in Gefangenschaft und schloss sich 1943 dem Bund deutscher Offiziere und dem Nationalkomitee Freies Deutschland an. Der Absolvent einer Antifaschistischen Schule kehrte 1945 mit der Gruppe Sobottka nach Deutschland zurück und arbeitete zunächst in der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. Drei Jahre später gehörte er zu den Mitbegründern der NDPD, in der er in den folgenden vier Jahrzehnten unterschiedlichste Leitungsfunktionen wahrnahm. In Lippoldsberg wurde er in den 1950er Jahren als „Verräter“ geächtet.

Gustav Siemon

Abheben im „Schädelspalter‘‘

Ich bin 1932 bei Beginn meiner Lehrzeit dem DHV (Deutscher Handlungsgehilfen-Verband) beigetreten, dessen jüngere Mitglieder im Laufe des Jahres 1933 geschlossen in die „Hitler-Jugend“ überführt wurden, ungefragt natürlich. (…) In Kassel habe ich mich dann der Segelflieger-HJ angeschlossen und auf dem Dörnberg die Anfänge der Segelfliegerei kennengelernt, unter anderem im „Schädelspalter“ – der Sitz befand sich unmittelbar unter dem tragenden Längsholm. Sicher einer der Gründe, wohl auch ein wesentlicher, warum ich mich 1936 freiwillig zum Eintritt in die Luftwaffe gemeldet habe und zum 1. Oktober in die 4. Kompanie des neuaufgestellten Flieger-Ausbildungsregiments Nr. 34 in Handorf bei Münster (…) einberufen wurde.

Gustav Siemon, Lebenserinnerungen

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Gustav Siemon

Als „Antifaschist“ in der DDR

In den ersten Nachkriegsjahren hegte Siemon die Illusion, einen Beitrag zu einem vereinigten, demokratischen Deutschland zu leisten. Vortragsreisen führten das KPD- und SED-Mitglied ins Ruhrgebiet und nach Schleswig-Holstein. In der NDPD, einer Satellitenpartei der SED, war er seit 1948 als Chefredakteur, Leiter der Parteischule, Bezirksleiter und Mitglied des Hauptausschusses tätig. Neben seiner Arbeit als hauptberuflicher Parteifunktionär absolvierte er erfolgreich ein Fernstudium der Staats- und Rechtswissenschaften. Von 1949 bis 1974 gehörte Gustav Siemon der Volkskammer der DDR an. Das Scheitern seines Staats bedeutete für ihn eine persönliche und eine politische Katastrophe. Er blieb jedoch bis zu seinem Tod im Jahr 2011 ein bekennender Sozialist.

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Kuno Reinhardt

Fliegen für den Führer ?

Kuno Reinhardt (1918-2009) stammte aus einer Amelither Glasmacherfamilie. Nach der Volksschule lernte er Tischler in den Uslarer Ilse-Werken. 1932 zählte er zu den Mitbegründern der Fliegergruppe „Sollingen Amelith“, in der arbeitslose Jugendliche aus seinem Heimatdorf Hängegleiter bauten und vom Schinkelberg ins Tal flogen. Sommer 1933 schlossen sich die Amelither Segelflieger der Flieger-HJ an, um ihrem Sport intensiver nachgehen zu können. Auch nach dem Umzug der Gruppe nach Wahmbeck blieb Reinhardt aktiver Segelflieger. Mit 18 Jahren meldete er sich wie viele seiner Freunde freiwillig zur Luftwaffe, wo er zum Bordmechaniker ausgebildet wurde. Nach dem Zeiten Weltkrieg baute sich Kuno Reinhardt eine Existenz als Fuhrunternehmer auf.


Der Kampf um die Kinder

Lehrer in der Diktatur

Im „Dritten Reich“ entwickelte der Staat ein Disziplinierungsprogramm, das vom Jungvolk über die Hitler-Jugend, den Arbeitsdienst und den Wehrdienst bis in die Partei reichte. Hitler hatte dieses System mit den Worten „und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben“ charakterisiert. Eine zentrale Rolle spielten in diesem Jugendkonzept die Lehrer. Viele von ihnen sympathisierten mit der NSDAP. Auf der anderen Seite verteidigten auch im Kreis Hofgeismar Pädagogen die Weimarer Republik. Sieben Lehrer, die im Verdacht standen, Demokraten zu sein, wurden im März 1933 vom Landrat beurlaubt: Neitmann (Gieselwerder), Auel (Trendelburg), Gerold (Eberschütz), Müller (Stammen), Löber (Immenhausen), Engelbrecht (Liebenau), und Dr. Puhl (Ostheim).

Zeitung: Hofgeismar, den 30 März

– Von ihren Dienstpflichten entbunden bzw. beurlaubt. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, wurden vom Landrat des Kreises Hofgeismar folgende Bürgermeister von ihren Dienstgeschäften entbunden bzw. bis zur Bürgermeister- Neuwahl beurlaubt: Bürgermeister Seitz, Immenhausen (SPD.); Die kommissarische Vertretung wurde dem Postmeister Heuer übertragen; Bürgermeister Pötter, Fürstenwalde (SPD.); kommissarische Vertretung Schöffe Ebert. Bürgermeister Ellermann, Hümme; Vertretung: Schöffe Hauptlehrer Spengler. Beurlaubt wurde folgende Lehrer: Holzapfel, Zwergen; Neitmann, Gieselwerder; Auel, Trendelburg; Gerold, Eberschütz; Müller, Stammen; Löber, Immenhausen; Engelbrecht, Liebenau; Dr. Puhl, Ostheim. Weiter wurde beurlaubt Polizei-Hauptwachmeister Schmidt, Hofgeismar.

Ausschnitt aus der Hofgeismarer Zeitung vom 30. März 1933

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Der Kampf um die Kinder

Lippoldsberger Schulstreit 1933/34

Obwohl bei den Reichstagswahlen vom März 1933 etwa 72% der Lippoldsberger Wählerinnen und Wähler für die NSDAP gestimmt hatten, waren drei Monate später viele Dorfbewohner über die Suspendierung des beliebten Lippoldsberger Volksschulleiters empört. Die neuen Machthaber wollten um fast jeden Preis Otto Adamy durch einen Lehrer aus der SS ersetzen. Eine Demonstration der Schulkinder, die Unterstützung durch Honoratioren wie Hans Grimm, den Arzt Dr. Wilhelm von Steimker und Pfarrer Konrad Eichhöfer sowie eine Unterschriftenliste, auf der sich 83 Haushaltsvorstände zu Adamy bekannten, änderte daran nichts. Einen nächtlichen Überfall auf Adamy konnten seine Sympathisanten in letzter Minute verhindern. Anfang 1934 wurde Otto Adamy nach Kilianstetten versetzt.

Zeitung: Lippoldsberg, 5. Februar. Unser bisheriger Hauptlehrer Adamy ist durch die Verfügung der Regierung nach Kilianstetten versetzt, wo er als Hauptlehrer in einer 7 klassigen Schule wirken wird. (…) Lippoldsberg lässt Adamy ungern scheiden, die Kinderherzen zu gewinnen und die Kinder mit Fleiß und Liebe das zu lehren, was für das spätere Leben nötig ist. (…) Aus Dankbarkeit für die treuen Dienste fanden sich am Abend des 29. Januar über 500 erwachsene Einwohner und Schulkinder auf dem taghell erleuchteten Schulhof zusammen. Der Posaunenchor brachte einige schöne Choräle zu Gehör. Der Choral „Zieht hin in Frieden eure Pfade“ wurde von den Versammelten gemeinsam gesungen. (…) Unter Tränen sangen die Schulkinder das Lied: „Morgen muss ich fort von hier“.

Auszug aus: Sollinger Nachrichten, 5./6.2.1933


Otto Adamy

Der Reformierer

Der Reformpädagoge Otto Adamy, der körperliche Züchtigungen seiner Schülerinnen und Schüler ablehnte, kam in den 1920er Jahren als Lehrer nach Gewissenruh. Das Mitglied des Republikanischen Lehrerbundes war im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold aktiv und dirigierte mehrere Arbeitschöre. Er war 1929 gegen den erbitterten Widerstand der Lippoldsberger Oberschicht zum Hauptlehrer berufen worden. Nach mehrwöchigen öffentlichen Auseinandersetzungen entband die Bezirksregierung Adamy 1933 von seiner Residenzpflicht. Aus Angst vor dem Lippoldsberger SS-Sturm versteckte er sich fortan bei Freunden. Am 29. Januar 1934 verabschiedeten mehrere hundert Menschen Adamy auf dem Schulhof. Diese Kundgebung war auch eine Manifestation gegen die örtliche SS.

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Wilhelm Spormann

Gegen den Strom

Tischlermeister Wilhelm Spormann (1903-1988) organisierte 1933 den Widerstand gegen die politische Gleichschaltung der Dorfschule und riskierte dabei seine berufliche Existenz. Er wurde am 24. April 1933 in Schutzhaft genommen und sein Haus mehrfach von SS-Leuten umstellt und durchsucht. Interventionen Grimms beim Innenminister retteten Spormann wahrscheinlich vor dem KZ. Da viele Stammkunden ausblieben, lebte er zeitweilig ausschließlich von seiner kleinen Landwirtschaft. Als sein Widerstand im Schulkampf in den Nachbarorten bekannt wurde, fand er dort neue Kunden. In den Kriegsjahren unterstützte Spormann Insassen eines jüdischen Arbeitslagers mit Nahrungsmitteln und Medikamenten. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich in der Kommunalpolitik.

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Friedrich Simon

Der Mann im Hintergrund

Friedrich Siemon (1887-1958) war 1933 als Prokurist für die Firma Ernst Decken in Lippoldsberg tätig. Der angesehene, im Dorf gut vernetzte Kaufmann war ein bekennender Christ und stand dem Nationalsozialismus von Anfang an kritisch gegenüber. Siemon war mit Otto Adamy befreundet und organisierte zusammen mit Wilhelm Spormann die Proteste gegen die Versetzung des Lippoldsberger Hauptlehrers. In den Jahren 1933/34 wurde er deshalb mehrfach von der SS „in Schutzhaft“ genommen. Da der leitende Angestellte des größten örtlichen Unternehmens, der im Dorf und bei seinem Chef einen exzellenten Ruf genoss, wagte es SS-Obersturmführer Merz nicht, Siemon längere Zeit zu inhaftieren. Auch nach dessen Versetzung nach Kiliansstetten hielt Siemon Kontakt zu Adamy.


Hans Grimm

Der Wegbereiter

Der Schriftsteller Hans Grimm (1875-1959) lebte seit 1918 in Lippoldsberg und war vor 1933 ein prominenter Wegbereiter der NS-Bewegung. In seinem populären Hauptwerk „Volk ohne Raum“, das teilweise im Wesertal spielt, huldigt der Bestseller-Autor dem Mythos vom freien Bauern auf freier Scholle und plädierte für deutsche Kolonien in Afrika. Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg war für Grimm eine nationale Schmach. Seine antidemokratische Grundhaltung und seine Ressentiments gegenüber der Weimarer Republik hat er nie geleugnet. Zu Joseph Goebbels besaß er zeitweilig ein freundschaftliches Verhältnis. Sein öffentliches Eintreten für Hitler und die NSDAP trug dazu bei, Vorbehalte des Bürgertums gegenüber der NS-Bewegung abzubauen.

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Hans Grimm

Der Dichterfürst

Hitlers Ernennung zum Reichskanzler und die Eroberung der politischen Macht durch die NSDAP begrüßte Hans Grimm, der im „Dritten Reich“ zu einem der erfolgreichsten Autoren aufstieg. Bereits 1933 wurde er zum Senator der Preußischen Akademie der Künste ernannt. Von 1933 bis 1935 amtierte er als Präsidialrat der Reichsschrifttumskammer. Auf seinen „Dichtertagen“ trafen sich von 1934 bis 1939 national-konservative Schriftsteller in Lippoldsberg. Trotz seiner öffentlichen Anerkennung hielt Grimm seit 1934 eine zunehmende Distanz zur Regierung. So kritisierte er in Briefen an Minister Wahlmanipulationen in Lippoldsberg und Übergriffe auf Oppositionelle. Während des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich Grimm zu einem Apologeten des Regimes.

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Hans Grimm

Der Weisswäscher

Nach dem Zweiten Weltkrieg verteidigte Grimm den „ursprünglichen Nationalsozialismus“, bagatellisierte die deutschen Kriegsverbrechen und setzte sich für verurteilte Nazi-Verbrecher ein. Er leugnete den Holocaust und warf den Alliierten eine Eskalation des Kriegsverlaufs vor. Seit 1949 veranstaltete Hans Grimm wieder seine Dichtertage in Lippoldsberg, auf denen sich bis zu 3000 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet für eine „deutsch-bewusste Dichtung“ begeisterten und „Fliegerhelden“ wie Hans-Ulrich Rudel zujubelten. Diese Treffen von Alt- und Neonazis fanden mit abnehmender Teilnehmerzahl bis 1981 statt. 1953 kandidierte Hans Grimm bei den Bundestagswahlen mit großem persönlichen Einsatz für die rechtsradikale „Deutsche-Reichspartei“ (DRP).


Stürmen für Hitler ?

Sport im ,,Dritten Reich“

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurden alle Bereiche der Gesellschaft „gleichgeschaltet“. Im „Dritten Reich“ kontrollierte der Staat auch den Sport. Arbeiterclubs wie der VfB Vernawahlshausen und der VfB Uslar lösten sich auf oder wurden verboten. Die NS-Diktatur förderte vor allem Kampfsportarten und den Wehrsport. In der Hitler-Jugend übten die Jungen Geländespiele, Handgranaten-Weitwurf, Gepäckmärsche und das Schießen mit Kleinkaliber-Gewehren. Nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und des Pflicht-Arbeitsdiensts lösten sich kleine Fußballclubs wie der Sportverein Lippoldsberg 1931 auf. Der TSV Lippoldsberg konkurrierte mit der Hitler-Jugend und stellte seine Aktivitäten schließlich weitgehend ein.

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Blutige Kämpfe an der Weser

Kriegsende in Lippoldsberg und Bodenfelde

Am 7. April 1945 erreichten US-Truppen die Weser und überquerten auf Pontonbrücken den Fluss. Der Kampf um Lippoldsberg dauerte vom Morgen bis in den Nachmittag des 8. April. Während SS-Soldaten den Ort verteidigten, harrte die Zivilbevölkerung in den Hauskellern und in der Klosterkirche aus. Bei den Kampfhandlungen starben elf deutsche Soldaten, die amerikanischen Todesopfer waren höher. Dachdecker Schlimme tötete ein Granatsplitter. Das Wohnhaus Merz in der Gieselwerder Straße und die Eisengießerei Wicke brannten aus. Vernawahlshausen besetzte die 104. US-Infanterie-Division am 8. April kampflos, Bodenfelde verteidigte die Waffen-SS bis in den Abend. Hier beschädigte die US-Artillerie Käserei, Kirche, Bahnhof, Anlagen der HIAG und mehrere Privathäuser. Die Molkerei wurde ein Opfer der Flammen.

Zeitzeugen: Die beiden SS-Männer versuchten sich in der Speisekammer zu verstecken, es half aber nichts, sie wurden gefangen genommen. In der Diele standen sie mit erhobenen Händen. Die Amerikaner schnitten die Ärmel der Tarnanzüge der beiden Soldaten auf, um nach der Blutgruppentätowierung der Waffen-SS zu suchen. Später erfuhr ich, dass die beiden Soldaten der Waffen-SS vor dem Haus von den Amerikanern verprügelt wurden.“

Hermann Jenne, Lippoldsberg

„Wir waren so müde. Wir haben gedacht: Endlich gibt es eine Befreiung – und so war es auch. Wir saßen beim Mittagessen. Wir hatten zwei Hähnchen auf dem Tisch. Auf einmal wurde die Tür aufgestoßen und da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Neger gesehen. Und ein amerikanischer Soldat stürzte ans Klavier und spielte die schönsten Melodien.“

Hildegard Siemon, geb. Quentin, Vernawahlshausen

„Am späten Abend hörten wir die Rufe unserer Nachbarn Ebbighausen: Herr Gerlach, Ihr Haus brennt! Da prasselte und knackte es bereits im Haus; über den Türen und Fenstern brachen die Balken und Mauern ein. Auf die Rampe fielen brennende Teile, es war grauenhaft. (…) Draußen starrten uns drei Panzer an. Der Himmel war ein einziges Inferno.“

Christa Kiefer, geb. Gerlach, Bodenfelde


Ein brauner „Musterbetrieb“

Eine Holzkohlefabrik in der Diktatur

Die Leiter der Bodenfelder Holzkohlefabrik HIAG inszenierten ihr Werk zwar ab 1933 als braunen „Musterbetrieb“, waren jedoch im Betriebsalltag bestrebt, die große Politik zu ignorieren. So ließen sie regelmäßig die Belegschaft zu Appellen antreten, eine uniformierte Werkschar trat bei Maifeiern und Kameradschaftsabenden auf. Das 1936 eingeweihte „Gefolgschaftshaus“ wurde als „Sozialismus der Tat“ gefeiert, von den zahlreichen alten Sozialdemokraten in der Belegschaft wurde jedoch keiner entlassen. Einige von ihnen meldeten sich in der SA an, um Repressalien zu entgehen. Während der Kriegsjahre ersetzten ca. 100 russische und polnische Zwangsarbeiter, die auf dem Werksgelände in Baracken untergebracht waren, die zum Wehrdienst eingezogenen Arbeiter.

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Dr. William Riel

Der Patriarch

Der Chemiker Dr. William Riel (1898-1972) arbeitete von 1935 bis 1963 als Werksleiter in der Holzkohlefabrik Bodenfelde. Der leutselige Deutsch-Amerikaner führte den Bau einer Verkohlungsanlage und eines „Gefolgschaftshauses“ durch und war in der Belegschaft wegen seiner betrieblichen Sozialpolitik beliebt. Er führte seine Konzernbetrieb nach Gutsherrenart und galt zeitweilig als der ungekrönte König von Bodenfelde. In der Zeit des „Dritten Reiches“ passte sich Riel geschmeidig den veränderten Zeitläufen an. Er hielt Distanz zu den örtlichen Machthabern, trat aber 1940 in die NSDAP ein. Während der Kriegsjahre versuchte er viele Stammarbeiter und -angestellte durch „UK“-Stellungen im Betrieb zu behalten. Nach 1945 baute Riel seine Machtstellung in Dorf und Betrieb aus.

Chronik

Okt. 1937: Beginn der Bauarbeiten, Infrastrukturarbeiten. 

Absperrung des Werksgeländes.

1939: Gründung der Paraxol GmbH, eine Tochter der DEGUSSA. 

Fertigstellung des Rohbaus.

1939/40: Kalter Winter verzögert Arbeiten.

1941: Fertigstellung der Produktionsanlage im November.

15.7.1942: Übergabe der Anlage durch das OKH (Oberkommando des Heeres) an die Montan Industrie GMBH; Bauabnahme.

1.8.1942: Verpachtung des Werks an die Paraxol.

1944: Herstellung von 27t Pentaerythrit im November/Dezember.

Mai 1945: Beginn der Demontagearbeiten.

30.9.1945: „Abmeldung“ der Betriebsstätte.

1946: Das Land Hessen übernimmt das Werk. Die Innere Mission plant Einrichtung für Kriegsbeschädigte. Unterbringung von Vertriebenen in Baracken.

1947: Sprengung der Methanolbunker. US-Militärverwaltung fordert Heilstätte für TBC- Kranke, Umbau der Produktionsgebäude zur Lungenheilstätte.

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Vollbeschäftigung durch Rüstung

Die Geheime Fabrik im Wald

Nach ihrer Machtübernahme versuchte die Regierung Hitler durch staatliche Arbeitsbeschaffungsprogramme und eine Ausweitung der Rüstungsindustrie die Arbeitslosigkeit abzubauen. 1938 erreichte Deutschland fast eine Vollbeschäftigung. Die größten Rüstungsprojekte des Weserberglandes waren in den 1930er Jahren die Heeresmunitionsanstalt („MUNA“) in den Kalistollen von Volpriehausen und das Lippoldsberger Paraxol-Werk, das zwischen Lippoldsberg und Vernawahlshausen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen in den Jahren 1937 bis 1941 gebaut wurde. Dieser Betrieb sollte Pentaerythrit für die deutsche Sprengstoffindustrie liefern. Wegen seiner verspäteten Fertigstellung diente er als „Reservebetrieb“. In Niederlehme bei Berlin steht ein nahezu baugleiches Schwesterwerk.

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Straßen, Brücken, Pumpen

Die Infrastruktur des Werks

Vor dem Beginn der Bauarbeiten wurden umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen im Werksgelände und im Raum Lippoldsberg/Bodenfelde durchgeführt. So mussten eine neue Straße auf einem hochwassersicheren Damm zwischen den beiden Dörfern angelegt und Brücken über die Schwülme und den Mühlenbach errichtet werden. Außerdem wurde ein Wegenetz im Werk geschaffen und die Straße nach Lippoldsberg ausgebaut. Bei der späteren ESSO-Tankstelle und am Feldberg wurden „Umschlagplätze“ mit Gleisanschluss eingerichtet. Zwei Pumpstationen am Mühlenbach sollten das Werk mit Betriebsfrischwasser versorgen. Trinkwasser lieferte die „Klosterquelle“. Die Stromversorgung erfolgte durch das Lippoldsberger E-Werk und Generatoren in den Kesselhäusern des Werks.


Da kamen viele fremde Menschen

Rüstungsboom im Wesertal

Der Bau des Paraxol-Werkes war für die strukturschwache Weser-Region eine große Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Auch einheimische Unternehmen wie August Henke oder die Gebrüder Stüber bekamen zahlreiche Aufträge. Vor allem das Baugewerbe boomte. Den Gaststätten von Lippoldsberg und Vernawahlshausen verhalfen die gut verdienenden Bauarbeiter an den Wochenenden zu Spitzenumsätzen. Nicht selten musste die Polizei wegen „öffentlicher Ruhestörung“ eingreifen. Pensionen und Privathaushalte verdienten sich ein Zubrot durch Zimmervermietungen. Allein in der Lippoldsberger Mühlenstraße wohnten um 1940 28 fremde Arbeiter, in der Marktstraße 40. Etwa eine Hälfte der Belegschaft kam aus dem Wesertal, die andere aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Zeitzeugen: Als in Lippoldsberg das Munitionswerk der Paraxol gebaut wurde, arbeitete unsere Firma auch hier. Wir waren der HOCHTIEF unterstellt. (…) Auf dieser Staatsbaustelle oben im Wald wurde sehr gut verdient; 95 Pfennig Stundenlohn, das war weitaus mehr als man sonst bekam. (…) Aber es musste zehn Stunden am Tag gearbeitet werden, rund um die Uhr. 

Hermann Kaufmann

Unsere Wirtschaft wurde Ende der dreißiger Jahre mit dem Bau des Munitionswerks hier bei Lippoldsberg im Walde lukrativer. Da kamen viele fremde Menschen ins Dorf, und jeder, der ein bisschen Platz hatte, vermietete Zimmer. Und diese jungen Leute hatten natürlich auch Durst und Hunger, und die Wirtshäuser konnten mehr als früher verdienen. Wir haben damals schon umgebaut und hatten acht Zimmer zur Vermietung.

Gerhard Hieronymus sen.

Rentabler wurde die Bäckerei erst in den dreißiger Jahren, als hier im Wald die Munitionsfabrik gebaut wurde und wir jeden Morgen Brot und Bötchen lieferten. Aber es war kein großes Geschäft. Die wollten alles verbilligt.

Karl Plünnecke sen.

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Kostgänger im Dorf

Fremde und Einheimische

Die fremden Bauarbeiter und Techniker, welche das Paraxol-Werk beschäftigte, schliefen teilweise in Baracken auf dem Werksgelände. Die meisten von ihnen mieteten Zimmer bei einheimischen Familien oder in den Gastwirtschaften und Pensionen von Lippoldsberg, Vernawahlshausen und Bodenfelde. Ein Werksbus brachte sie morgens zur Baustelle. Das Paraxol-Werk beschäftigte zeitweise bis zu 1200 Arbeiter und Angestellte. Durch ihre Unterbringung in Privatquartieren bekamen die fremden „Kostgänger“ Kontakte zur einheimischen Bevölkerung, aus denen sich oft Freundschaften entwickelten. Einige Arbeiter und Wachsoldaten heirateten Frauen aus Lippoldsberg und blieben nach dem Krieg mit ihren Familien im Dorf.


Die ,,Bonzen‘‘ vom Hahnberg

Neue Häuser für Führungskräfte

In den Jahren 1940/41 ließ das Paraxol-Werk am Ostrand von Lippoldsberg auf dem Hahnberg in relativ kurzer Zeit eine kleine Neubausiedlung für leitende Angestellte errichten. Diese vier Doppelhäuser fügten sich mit ihren Sandsteindächern und Fachwerkgiebeln gut in das Dorfbild ein. Sie waren vergleichsweise komfortabel mit Badezimmern und WCs ausgestattet und besaßen solide Luftschutzkeller. Ihren Bau beobachtete die einheimische Bevölkerung mit Argwohn und Neid. Die neue Straße mit ihren aus der Stadt stammenden Bewohnern bekam bald den Beinamen „die Bonzensiedlung“. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarben Lippoldsberger Familien die Häuser, die in den letzten Jahrzehnten aus- und umgebaut wurden und ihren Siedlungscharakter einbüßten.

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Die Munitionsfabrik

Der sichere Sprengstoff

Die Herstellung des Pentaerythrits läuft in zwei Verfahrensschritten ab. Der Darstellung des Formaldehyds aus Methanol folgt die eigentliche Synthese indem man in einem Rührgefäß unter leichtem Erwärmen Formaldehyd und Acetaldehyd im alkalischen Milieu zur Reaktion bringt. Zum Reaktionsende fällt man den Kalk durch Zugabe von Schwefelsäure aus. Die verbliebene wässrige Lösung führt durch vorsichtiges Einengen im Rotationsverdampfer zu dem Rohprodukt. Zur Reinigung wird dies in Wasser gelöst, mit Aktivkohle behandelt, abfiltriert und wieder eingeengt um die Kristallisation einzuleiten. Nach Filtration und Trocknen in einem Trommeltrockner erhält man das fertige Produkt. Aus dem Pentaerythrit stellte man den besonders handhabungssicheren Sprengstoff Nitropentaerythrit her. Dieser wurde beispielsweise für Granaten verwendet.

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Karl Maria Hettlage

Das Chamäleon

Der Finanz- und Verwaltungsexperte Prof. Dr. Karl Maria Hettlage (1902-1995) war im zweiten Drittel des 20 Jahrhunderts ein überaus flexibler Wissenschaftler, Manager und Politiker. Der Jurist engagierte sich zunächst in der katholischen Zentrumspartei und trat später der SS bei. Er gehörte dem Vorstand der Commerzbank an und war ein enger Mitarbeiter Speers im Rüstungsministerium. Außerdem koordinierte Hettlage die Vertreibung der Berliner Juden. Nach Lippoldsberg kam Hettlage im Sommer 1944. Die Montan, deren Vorsitz er 1945 übernahm, verlegte bereits im August 1943 ihre Verwaltung in das Paraxolwerk. Von 1944 bis 1947 wohnte Hettlage mit seiner Familie im Haus Nr. 141 am Hahnenberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Hettlage seine Karriere fort und brachte es bis zum Staatssekretär im Bundesfinanzministerium.

Heinz Schmid-Losberg

Der Wehrwirtschaftsführer

Heinz Schmid-Losberg (1905-1977) machte nach einer Banklehre eine steile Karriere als Geschäftsmann. Im Alter von 32 Jahren trat er 1937 der NSDAP bei. Während des Zweiten Weltkrieges spielte er als Wehrwirtschaftsführer eine wichtige Rolle in der Rüstungsindustrie. So war er u.a. Leiter der Rüstungskontor GmbH, die Rohstoffe und Rüstungslieferungen aller Art beschaffte. Er stieg zum Betriebsleiter der Montan auf, saß im Aufsichtsrat der Verwertchemie und im Beirat der Mittelwerk GmbH, welche die V2 Raketen montierte. Ab Februar 1943 war er als Geschäftsführer der Montan tätig. Von 1944 bis 1946 wohnte er mit seiner Familie in Lippoldsberg am Hahnberg in Haus Nr. 141. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er bis zu seiner Verrentung für verschiedene Banken in Führungspositionen.

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Josefine Zils

Die Hilfsaufseherin

Die 1916 in Nauroth in der Eifel geborene Josefine Zils war nach dem Besuch der Volksschule von 1934 bis 1943 als Dienstmagd und Fabrikarbeiterin tätig. Die ledige Tochter eines Gastwirts und einer Hebamme trat in ihrer Jugend als BDM-Führerin hervor und war Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). 1943 wurde Josefine Zils als Hilfsaufseherin in den Justizdienst übernommen. Im Januar 1945 begleitete sie einen Gefangenentransport vom Zuchthaus Ziegenhein zum Gefangenenlager im Lippoldsberger Paraxolwerk. Hier war Frau Zils bis zum Kriegsende für die weiblichen Gefangenen und KZ-Häftlinge zuständig. Nach Auflösung des Lippoldsberger Lagers im September 1945 verließ sie wahrscheinlich den Ort und kehrte in ihre Heimatgemeinde zurück.

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Cäzilia Heine

Das Leben einer „Zersetzerin‘‘

Cäzilia Heines (1919-1945) Kindheit und Jugend war geprägt von großer Armut. Im Sommer 1942 war die damals 23 jährige Magd bei einem Bauern in Mädertal im Schwarzwald beschäftigt. Aus einer heimlichen Beziehung zu einem französischen Kriegsgefangenen ging ein Kind hervor. Nach der Geburt ihres Sohnes Siegfried ermittelte die Gestapo gegen Cäzilia Heine. Nach §4 der Wehrkraftschutzverordnung wurde Cäzilia Heine wegen Umgangs mit einem Kriegsgefangenen vom Landgericht Konstanz zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Nach einem Aufschub wegen Hilfe in der Landwirtschaft trat die junge Frau am 1.10.1944 ihre Strafe im Zuchthaus Ziegenhain an. Im Januar 1945 wurde sie ins Gefangenenlager im Paraxol-Werk verlegt. Hier starb sie 18 Tage nach dem Einmarsch der US-Army und acht Tage vor ihrer Entlassung an „Tuberkulose“.


Elisabeth Ernst

Die Seifenkartendiebin

Die 1890 in Essen geborene verwitwete Arbeiterin Elisabeth Ernst genannt Korste war während der Kriegsjahre in einer Druckerei beschäftigt, die Bezugskarten für Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarf herstellte, von denen immer wieder einige abhanden kamen. Nach einer Denunziation wurde Elisabeth Ernst festgenommen. Ein Sondergericht beim Landgericht Essen konnte ihr den Diebstahl von Seifenkarten nachweisen und verurteilte sie am 11.12.1942 wegen Kriegswirtschaftsverbrechen, Diebstahl und Hehlerei zu 2½ Jahren Zuchthaus. Nach Aufenthalten im Frauenzuchthaus Anrath bei Krefeld und in der Untersuchungshaftanstalt Kassel kam sie am 30. August 1944 ins Frauenstraflager Lippoldsberg. Hier starb sie am 25. September 1944 an „akuter Herzschwäche“.

Zeitung: Mahnung und Warnung – Vertrauensbruch an der Volksgemeinschaft wird hart bestraft „Alle Arbeiter und Angestellten in den Betrieben, die für die Kriegsbewirtschaftung wichtige Druckerzeugnisse herstellen, arbeiten hier in einer außergewöhnlichen Vertrauensstellung. Ein Missbrauch dieser Vertrauensstellung bedeutet eine große Gefahr für die Volksgemeinschaft, und so muss ein solcher Missbrauch auf das schwerste bestraft werden. Mögen die heutigen Urteile des Sondergerichts eine Mahnung und Warnung an alle sein, die bei der Herstellung von Bezugsberechtigungsausweisen einmal in Versuchung kommen könnten! Wer in diesem Kriege eine Vertrauensstellung gegenüber der Volksgemeinschaft bekleidet, der muss sich dieses Vertrauens würdig erweisen; sonst aber muss ihn die ganze Strenge des Gesetzes treffen.“ – Mit diesen Worten entließ der Vorsitzende des Essener Sondergerichts am Mittwoch vier Frauen aus der Anklagebank, von denen zwei für 2½ Jahre und eine für 2 Jahre ins Zuchthaus gingen. Die vierte kam mit 3 Monaten Gefängnis davon. Die zu Zuchthaus verurteilten Angeklagten erhielten 2 bzw. 3 Jahre Ehrverlust; außerdem wurde ihnen die Berufsausübung in Druckereibetrieben auf die Dauer von 3 Jahren untersagt. Die vier Frauen, die in einem Druckereibetrieb beschäftigt waren, hatten dort Seifenkarten, die im Auftrag des Landeswirtschaftsamtes gedruckt wurden, entwendet und hatten daraus geringe Mengen Seife für sich bezogen und verbraucht. Zwei der Angeklagten wurden wegen Diebstahls und Hehlerei bestraft, aber auch eine Angeklagte, die sich lediglich der Hehlerei schuldig gemacht hatte, erhielt Zuchthaus. Die Angeklagte, die mit 3 Monaten Gefängnis davonkam, hatte für eine Mitangeklagte aus gestohlenen Seifenkarten einige Stück Seife gekauft. Um dieselbe Stunde kamen die Urteile der Essener 2. Strafkammer gegen vier Angestellte einer anderen Druckerei. Hier hatte ein junger Schriftsetzer etwa 150 Raucherkartenpunkte nachgedruckt, hatte davon den älteren Mitangeklagten abgegeben, und alle hatten die gefälschten Abschnitte in der Werkskantine gegen Zigaretten umgesetzt. In diesem Falle handelt es sich um einen Schaden an der Genussmittelverteilung; aber immerhin erhielt der Hauptangeklagte ein Jahr und drei Monate Gefängnis und die drei mitangeklagten Mitbenutzer der falschen Raucherkartenabschnitte 4 bis 6 Monate Gefängnis.

Ausschnitt aus der National Zeitung in Essen, Nr. 331 von 13.11.1942